Lesung: Feinsinnige Persiflage auf den Kunstbetrieb

Als eine der ersten Buchhandlungen präsentierte das Schnelsener Büchereck Kristof Magnusson mit seinem frisch erschienenen Roman „Ein Mann der Kunst“. Die Lesung fand am 14. September im Christophorushaus in Hamburg-Schnelsen statt.

„Wann ist ein Buch fertig: Wenn das letzte Wort geschrieben ist? Wenn man auf Senden drückt, um das Manuskript an den Verlag zu schicken? Nein, wenn die letzte Lesung dazu gemacht ist“, meint der in Schnelsen aufgewachsene Schriftsteller und Autor. „Man kommt ins Gespräch, das fügt den Werken immer noch etwas hinzu.“ Und so hielt es Kristof Magnusson auch an diesem Abend. Er las Passagen aus seinem neuen Roman, gab spannende Details zum Entstehen des Buches preis und suchte den Dialog mit dem Publikum.

Magnussons vierter Roman ist ein kluger Einblick in die Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs, eine äußerst humorvolle Inszenierung über Künstler und Förderer. Auf der einen Seite die Scheinwelt des Malerfürsten KD Pratz – er lebt zurückgezogen auf einer Burg am Rhein und schaut schwarzmalend auf das Leben herab. Auf der anderen Seite der Direktor des Frankfurter Museums Wendevogel und die Mitglieder des Fördervereins – kunstinteressierte Bildungsbürger, allen voran die eifrige Fördervereinsvorsitzende Ingeborg, die den berühmten Maler verehrt und in ihrem Engagement für die Kunst aufgeht, und Geldadel wie Herbert von Drübber, heimlicher Spitzname „Einstecktuch“. Sie wollen KD Pratz einen Museumsanbau widmen. Es kommt zu einer Begegnung, bei der „Welten aufeinanderprallen: kompromissloser, radikaler Künstler und gediegenes bürgerliches Leben“, so Magnusson. Es sind verschrobene Charaktere – mit tiefsinnig gewählten Namen –, die einen Zugang zueinander finden müssen. In pointierten, lebendigen Dialogen entwickelt sich die unterhaltsame Geschichte.

Wie ist die Idee zum Roman entstanden? „Es begeistert mich, mit welcher Hingabe sich Menschen mit Kunst beschäftigten“, sagte der 44-Jährige. Er selbst gehe gern ins Museum, in die Oper und beobachte die Menschen. „Es macht mir Spaß zu gucken, was ich kenne und was mich auf die Reise schickt.“

Ein echter Lesegenuss. Oder auch Hörgenuss.

Kristof Magnusson: „Ein Mann der Kunst“, Verlag Antje Kunstmann, München 2020, 220 Seiten, 22 Euro. Das Hörbuch, gelesen von Devid Striesow, kostet 20 Euro.

Quelle: Der Artikel ist erschienen im Lokalmagazin „Dorf-Geflüster“ (Verbreitungsgebiet Bönningstedt, Ellerbek, Hasloh, Teile von Rellingen, Quickborn, Norderstedt, Hamburg-Schnelsen), Ausgabe Oktober 2020, Autorin: Tanja Königshagen

Nebenbei gesagt: Wir kaufen am liebsten lokal und im stationären Handel – was Online-Bestellung und ggf. Lieferung nicht ausschließen muss. Und doch: Im Buchladen ein bisschen zu stöbern, persönlich an der Ladenkasse zu bezahlen, das kann auch Spaß machen :)


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